Dienstag, 23. Oktober 2007

Erste Kontakte mit dem Themenbereich

Heute hatten wir den ersten Kontakt mit unserer (inzwischen tatsaechlichen) Thematik. Wir waren in der Kuntoloh Community, wo ein 19jaehriges Maedchen zwangsinitiiert (beschnitten) werden sollte, weil sie angeblich in den secret bush eingedrungen waere. Sie ist von KAWDA dann umgesiedelt worden, um der Beschneidung zu entgehen.
Im Prinzip ging es in den Gespraechen eigentlich nicht wirklich um irgendwas, da der Chief nicht da war, aber alleine das Auftreten der zwei Beschneiderinnen war absolut krass. Ewigst aggressiv, andauernd boese Blicke in Richtung Hannah, und so als ob sie von Gott persoenlich gesandt waeren. Eine von ihnen erklaerte dann auch, warum sie Beschneiderin geworden ist: und zwar weil ihre Grossmutter Beschneiderin war, und sie es dann uebernehmen sollte. Anfangs hatte sie sich zwar dagegen gestellt, aber als ihr mehrere Kinder starben, wurde ihr gesagt, das es mit dem Willen Gottes zusammenhaenge, da sie nicht Beschneiderin werden will. Und als sie sich dann fuegte ueberlebten alle Kinder, weswegen sie es jetzt als Gottes Wille ansieht, dass sie Beschneiderin ist.

Ebenso krass unser Besuch bei Gibrilla (Ann-Maries Bruder), der in einer Schule lehrt. Sibylle hat mich im Nachhinein darauf hingewiesen, dass waehrend dem Appell einer der Lehrer mit Rohrstock dastand, was Victoria mit den Worten erklaerte, dass es vollkommen normal sei, dass Schueler am Tag danach fuer ihre "Vergehen" vor den Leuten, und danach nochmal im Klassenzimmer gepruegelt werden.

Ich muss zugeben, dass mir viele dieser Dinge die Sibylle dann anspricht erst gar nicht so richtig auffallen. Mir scheint irgendwie der Blick dafuer zu fehlen. Deswegen wechselt bei mir im Moment auch so ein bisschen das "Irgendwie ist es nicht so schlimm wie ich es erwartet haette" mit dem "in anderen Themenbereichen aber halt dann doch".
Was naemlich die Armut an sich angeht, wird man zwar ab und zu angebettelt, aber trotzdem scheint zumindest nach aussen hin jeder irgendwas zu tun zu haben, womit er/sie ein bisschen Geld verdienen kann. Und auch die Preise von den meisten Sachen sind irgendwie in einem aehnlichen Verhaeltnis wie bei uns, bloss halt auf viel niedrigerem Niveau. Die Versorgungslage ist auf jeden Fall so, dass jeder der Geld hat sich was zu essen leisten kann. Und richtig unterernaehrte Menschen hab ich bis jetzt nicht gesehen.
Genauso die im Krieg von den Rebellen Verstuemmelten. So wie Beate und Rebekka (die 2 die vor 2 Jahren hier waren) es geschildert hatten kommt es mir bei weitem nicht vor. In den 4 Wochen die wir jetzt hier sind, habe ich vielleicht insgesamt 5 oder 6 gesehen. Was natuerlich auch die Frage aufwirft, wo die alle hin sind...

Was auf jeden Fall auffaellt, ist, dass es in diesem Land wahnsinnig viel zu tun gibt, und es wirklich eigentlich unmoeglich ist, sich um alles gleichzeitig zu kuemmern. Und persoenlich muss ich auch sagen, dass das vorerst wichtigste wohl einfach die geregelte Stromversorgung ist... eine Hauptstadt ohne Strom ist einfach nicht wirklich arbeitsfaehig. Von dem her verstehe ich irgendwie, dass die Regierung sich im Moment um dieses und ein paar andere Themen (wie z.B. Korruption - zumindest angeblich) intensiver kuemmert als um AIDS, FGM oder auch Menschenrechte im Allgemeinen.
Schwierig, schwierig... aber irgendwie muss man halt doch zugeben, dass die Probleme die wir in unserem Land haben einfach Luxus-Probleme sind...

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