Dienstag, 2. Oktober 2007

erste Arbeitstage und ein paar Beobachtungen

Inzwischen hat das Leben hier fuer uns tatsaechlich angefangen. Wir haben eine feste Bleibe, und auch unsere ersten organisatorischen Treffen hinter uns. Trotzdem wissen wir noch nicht so wirklich, woran wir jetzt arbeiten werden. Nur so viel, dass es vermutlich eher mit Frauenbeschneidung als mit HIV/AIDS zu tun haben wird.

Am Sonntag hab ich in der Kirche eine kleine Rede halten duerfen, was ich eher unangenehm fand, aber naja... werd ich mich wohl dran gewoehnen muessen. Wir wurden auf jeden Fall sehr herzlich willkommen geheissen und durften auch gleich noch eine Taufe miterleben. Am gleichen Abend haben wir auch noch einen kleinen Einblick in das "andere" Sierra Leone bekommen. Victoria, die als Sekretaerin bei KAWDA arbeitet hatte uns zum Essen zu ihrer Familie eingeladen. Das war eher ein relativ stattliches Anwesen und im Hintergrund lief der Fernseher, was hier nicht unbedingt eine Selbstverstaendlichkeit ist. Vor allem angesichts der Tatsache, dass Strom aus staatlichem Netz nicht vorhanden ist, und eigentlich ueberall wo Licht brennt, es durch Generatoren erzeugt wird. Es ist natuerlich auch irgendwie eine spannende Sache, mal in einer Hauptstadt unterwegs zu sein, deren Einwohnerzahl irgendwo zwischen 700.000 und 1.500.000 liegt, und trotzdem noch die Sterne sehen zu koennen.
Das ist natuerlich auch mit einer der Gruende fuer die grosse Begeisterung, die in dem Land nach den Wahlen zu spueren ist, jeder meint, dass sich jetzt bald etwas bewegen wird, da der Stillstand der vorherigen Jahre der alten Regierung zugeschrieben wird. Von Anspannung ist im Moment nicht viel zu spueren, auch wenn es immer wieder zu Diskussionen zwischen SLPP- und APC-Anhaengern kommt, da sich die SLPP-Leute bei den Wahlen uebergangen fuehlen.

Es gibt gerade mal 2 Fernsehsender, von denen einer ABC ist. Das Programm des SLBC wird immer wieder unterbrochen durch CNN-Meldungen ohne Ton, und besteht soweit uns erzaehlt wurde hauptsaechlich aus irgendwelchen Mitmachsendungen fuer Kinder. Das Hauptmedium fuer die Leute ist also das Radio, wo sie neben Musik auch aeusserst gespannt den europaeischen Fussball-Ligen folgen. Besonders spannend fand ich dabei, dass sie sich nicht fuer ein Team interessieren, sondern eher fuer die einzelnen (afrikanischen) Spieler. Es scheint dabei auch tatsaechlich zu Streitigkeiten zu kommen, welcher von den Spielern der Bessere ist.

Aeusserst interessant sind auch unsere Begegnungen auf der Strasse. Wir werden von wildfremden Leuten mit Handschlag begruesst, die Jungs schauen Sibylle ewig hinterher und kleine Kinder nehmen uns einfach mal so an den Haenden. Wenn wir dann tatsaechlich auch selber mal irgendwo einen Weissen sehen, geht es uns aber irgendwie auch nciht wirklich anders, wir gucken ihnen genauso hinterher... sie (und halt ebenso auch wir) fallen einfach auf. Es ist auf jeden Fall mal ein aeusserst interessantes Gefuehl, in der Rolle der ethnischen Minderheit zu sein, auch wenn das hier sicher anders aussieht als bei uns.

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