Heute hatten wir den ersten Kontakt mit unserer (inzwischen tatsaechlichen) Thematik. Wir waren in der Kuntoloh Community, wo ein 19jaehriges Maedchen zwangsinitiiert (beschnitten) werden sollte, weil sie angeblich in den secret bush eingedrungen waere. Sie ist von KAWDA dann umgesiedelt worden, um der Beschneidung zu entgehen.
Im Prinzip ging es in den Gespraechen eigentlich nicht wirklich um irgendwas, da der Chief nicht da war, aber alleine das Auftreten der zwei Beschneiderinnen war absolut krass. Ewigst aggressiv, andauernd boese Blicke in Richtung Hannah, und so als ob sie von Gott persoenlich gesandt waeren. Eine von ihnen erklaerte dann auch, warum sie Beschneiderin geworden ist: und zwar weil ihre Grossmutter Beschneiderin war, und sie es dann uebernehmen sollte. Anfangs hatte sie sich zwar dagegen gestellt, aber als ihr mehrere Kinder starben, wurde ihr gesagt, das es mit dem Willen Gottes zusammenhaenge, da sie nicht Beschneiderin werden will. Und als sie sich dann fuegte ueberlebten alle Kinder, weswegen sie es jetzt als Gottes Wille ansieht, dass sie Beschneiderin ist.
Ebenso krass unser Besuch bei Gibrilla (Ann-Maries Bruder), der in einer Schule lehrt. Sibylle hat mich im Nachhinein darauf hingewiesen, dass waehrend dem Appell einer der Lehrer mit Rohrstock dastand, was Victoria mit den Worten erklaerte, dass es vollkommen normal sei, dass Schueler am Tag danach fuer ihre "Vergehen" vor den Leuten, und danach nochmal im Klassenzimmer gepruegelt werden.
Ich muss zugeben, dass mir viele dieser Dinge die Sibylle dann anspricht erst gar nicht so richtig auffallen. Mir scheint irgendwie der Blick dafuer zu fehlen. Deswegen wechselt bei mir im Moment auch so ein bisschen das "Irgendwie ist es nicht so schlimm wie ich es erwartet haette" mit dem "in anderen Themenbereichen aber halt dann doch".
Was naemlich die Armut an sich angeht, wird man zwar ab und zu angebettelt, aber trotzdem scheint zumindest nach aussen hin jeder irgendwas zu tun zu haben, womit er/sie ein bisschen Geld verdienen kann. Und auch die Preise von den meisten Sachen sind irgendwie in einem aehnlichen Verhaeltnis wie bei uns, bloss halt auf viel niedrigerem Niveau. Die Versorgungslage ist auf jeden Fall so, dass jeder der Geld hat sich was zu essen leisten kann. Und richtig unterernaehrte Menschen hab ich bis jetzt nicht gesehen.
Genauso die im Krieg von den Rebellen Verstuemmelten. So wie Beate und Rebekka (die 2 die vor 2 Jahren hier waren) es geschildert hatten kommt es mir bei weitem nicht vor. In den 4 Wochen die wir jetzt hier sind, habe ich vielleicht insgesamt 5 oder 6 gesehen. Was natuerlich auch die Frage aufwirft, wo die alle hin sind...
Was auf jeden Fall auffaellt, ist, dass es in diesem Land wahnsinnig viel zu tun gibt, und es wirklich eigentlich unmoeglich ist, sich um alles gleichzeitig zu kuemmern. Und persoenlich muss ich auch sagen, dass das vorerst wichtigste wohl einfach die geregelte Stromversorgung ist... eine Hauptstadt ohne Strom ist einfach nicht wirklich arbeitsfaehig. Von dem her verstehe ich irgendwie, dass die Regierung sich im Moment um dieses und ein paar andere Themen (wie z.B. Korruption - zumindest angeblich) intensiver kuemmert als um AIDS, FGM oder auch Menschenrechte im Allgemeinen.
Schwierig, schwierig... aber irgendwie muss man halt doch zugeben, dass die Probleme die wir in unserem Land haben einfach Luxus-Probleme sind...
Dienstag, 23. Oktober 2007
Montag, 22. Oktober 2007
Endlich mal raus aus Freetown
Am letzten Montag (muslimischer Feiertag) hab ich mit einer der GTZ-Praktikantinnen die Schimpansen-Auswilderungs-Station in der Naehe von Freetown besucht. War voll interessant. Und nah daran war noch ein netter Wasserfall, den wir auch gleich "mitgenommen" haben.
Und am Wochenende haben wir die beiden anderen ASAten in Lunsar besucht - weil Vroni Geburtstag hatte, war absolut schoen: Geburtstagsfeier mit ewig vielen Kindern, die alle andauernd spielen wollten ;) Und wir haben auch ein wenig die Gegend um Lunsar erkundet. Bilder folgen demnaechst.
Samstag abend sind wir dann auch mal "richtig" weggegangen. War aeusserst interessant, vor allem dass Kerle auch Kerle antanzen und Frauen Frauen. Fuer die Leute hier anscheinend vollkommen normal, genauso wie auch Kerl mit Kerl Hand-in-Hand auf der Strasse marschiert.
Meinen eigenen Geburtstag haben wir gemuetlich zu viert in einer der Strandbars gefeiert, d.h. Ann-Marie, Victoria, Sibylle und ich.
Anonsten gibts arbeitstechnisch nicht viel neues, wenn alles gut laeuft fahren wir am Wochenende in die Provinzen, und unsere Hauptaufgabe ist wohl immer noch KAWDA Struktur beizubringen. Einen ersten Anlauf haben wir mit einem Formular fuer das Monitoring der Projekte gestartet, aus dem dann die Berichte geschrieben werden sollen, einfach damit die Befragungen einem Standard folgen.
Die letzte Woche dagegen war eher von Warten auf Ann-Marie gepraegt, weswegen wir am Donnerstag vor der Abreise einen Planungs- und Besprechungstag eingelegt hatten, der sogar aeusserst effektiv verlaufen ist. Mal sehen, ob das tatsaechlich einen Effekt auf das Arbeiten in den naechsten Wochen hat.
Ach ja, und letzte Woche bin ich Opfer von Taschendieben geworden. Irgendwie hat man ja schon oft davon gehoert, dass einen einer irgendwie ablenkt und der andere dann die Tasche ausraeumt, aber in dem Moment hab ichs doch irgendwie nicht geschnallt. Der Typ hat mich an den Schultern gepackt und rumgeschuettelt und irgendwie seltsames Zeuch gelabert und ich war halt irgendwie viel zu defensiv.
Und am Wochenende haben wir die beiden anderen ASAten in Lunsar besucht - weil Vroni Geburtstag hatte, war absolut schoen: Geburtstagsfeier mit ewig vielen Kindern, die alle andauernd spielen wollten ;) Und wir haben auch ein wenig die Gegend um Lunsar erkundet. Bilder folgen demnaechst.
Samstag abend sind wir dann auch mal "richtig" weggegangen. War aeusserst interessant, vor allem dass Kerle auch Kerle antanzen und Frauen Frauen. Fuer die Leute hier anscheinend vollkommen normal, genauso wie auch Kerl mit Kerl Hand-in-Hand auf der Strasse marschiert.
Meinen eigenen Geburtstag haben wir gemuetlich zu viert in einer der Strandbars gefeiert, d.h. Ann-Marie, Victoria, Sibylle und ich.
Anonsten gibts arbeitstechnisch nicht viel neues, wenn alles gut laeuft fahren wir am Wochenende in die Provinzen, und unsere Hauptaufgabe ist wohl immer noch KAWDA Struktur beizubringen. Einen ersten Anlauf haben wir mit einem Formular fuer das Monitoring der Projekte gestartet, aus dem dann die Berichte geschrieben werden sollen, einfach damit die Befragungen einem Standard folgen.
Die letzte Woche dagegen war eher von Warten auf Ann-Marie gepraegt, weswegen wir am Donnerstag vor der Abreise einen Planungs- und Besprechungstag eingelegt hatten, der sogar aeusserst effektiv verlaufen ist. Mal sehen, ob das tatsaechlich einen Effekt auf das Arbeiten in den naechsten Wochen hat.
Ach ja, und letzte Woche bin ich Opfer von Taschendieben geworden. Irgendwie hat man ja schon oft davon gehoert, dass einen einer irgendwie ablenkt und der andere dann die Tasche ausraeumt, aber in dem Moment hab ichs doch irgendwie nicht geschnallt. Der Typ hat mich an den Schultern gepackt und rumgeschuettelt und irgendwie seltsames Zeuch gelabert und ich war halt irgendwie viel zu defensiv.
Freitag, 12. Oktober 2007
Endlich Bilder
Nachdem es irgendwie einfach nicht geht, die Bilder auf Blogspot hochzuladen, hab ich sie jetzt in Photobucket eingestellt.
Dafuer koennt ihr sie euch jetzt auch gleich als Slideshow ansehen. Und zwar hier
Ansonsten einfach oben auf "Back to Photobucket Album" klicken.
Dafuer koennt ihr sie euch jetzt auch gleich als Slideshow ansehen. Und zwar hier
Ansonsten einfach oben auf "Back to Photobucket Album" klicken.
Dienstag, 9. Oktober 2007
Shaking hands and smiling
Groesstenteils ist es bis jetzt so, dass unsere Taetigkeit noch immer darin besteht, Leute zu treffen. Diese waren jetzt u.a. der deutsche Botschafter (bei dem wir naechste Woche zum Essen eingeladen sind), der Menschenrechtsvertreter der UNIOSIL, dann ein Haufen Leute bei einem Empfang zum Tag der Deutschen Einheit und und und....
Im Moment arbeiten wir hauptsaechlich im GTZ-Gebaeude, was eigentlich recht angenehm ist, da es zumindest ein paar Raeume mit Klima-Anlage gibt.
Das eigentliche Arbeiten hingegen gestaltet sich etwas schwieriger, da die Vorstellungen wie Arbeit auszusehen hat zwischen Ann-Marie und uns sehr auseinander gehen. Planung ist nicht vorhanden, "Dokumentation", die man fuer Finanzacquisition braeuchte gibt es nur muendlich von Ann-Marie. Sie ist auch immer noch der Meinung, dass wir etwas zu HIV/AIDS machen sollten, waehrend wir ganz klar sehen, dass es im Moment wichtigere Dinge gibt, als ein komplett neues Fass aufzumachen.
Angefangen damit, dass es neuerdings eine Dachorganisation fuer NGOs gibt (NaMEP), die sich mit FGM beschaeftigt, und die gerade noch dabei ist sich zu konstituieren, und es da einfach organisatorisch noch einiges zu regeln gibt. Ausserdem verstehen sich die NGOs untereinander nciht sonderlich, so dass Sibylle und ich in 2 Wochen einen Workshop machen werden, der den Orgas das gemeinsame Ziel und den Nutzen vereinter Kraefte klarmachen soll. Dabei sollen sie auch spielerisch dahingefuehrt werden, zusammenzuarbeiten und das ganze dann in Diskussion verarbeitet werden.
Die andere grosse Aufgabe ist es fuer uns dann wohl Ann-Marie (und damit KAWDA, weil sie kaum Aufgaben delegieren will) dazu zu bringen, tatsaechliche Dokumentation durchzufuehren und sie vielleicht dazu zu bringen dass sie selbst Projektantraege stellen kann. Wahrscheinlich schaffen wir das aber nur wenn wir auch schaffen, sie dazu zu bringen, auch mal Aufgaben an andere faehige Leute abzugeben. Klingt nach einer Mammut-Aufgabe? Wird es wohl auch werden...
Auf jeden Fall ist es so, dass das Ganze shaking-hands-and-smile fuer die naechsten Wochen weiter durchgeplant ist, was Ann-Marie angeht, und wir da doch ein bisschen mehr Substanz reinbringen wollen. Heute haben wir versucht einen Plan fuer die naechsten Wochen zu erstellen (wo ich es eh noch fuer fraglich halte, dass der eingehalten wird) und mit den ganzen Sachen, die Ann-Marie mit uns vorhat, bleibt kaum Zeit fuer Eigeninitiative, so dass wir da schaetzungsweise noch was wegkuerzen muessen, und Ann-Marie meint immer noch dass wir auch was zu HIV/AIDS machen sollen...
Jetzt schauen wir mal wie das weiter geht.
Bilder kann ich leider erst beim naechsten mal hochladen. Das Netz is einfach zu langsam fuer die normale Bildgroesse, die die haben, und hier ist kein Programm zum bearbeiten auf dem PC.
Im Moment arbeiten wir hauptsaechlich im GTZ-Gebaeude, was eigentlich recht angenehm ist, da es zumindest ein paar Raeume mit Klima-Anlage gibt.
Das eigentliche Arbeiten hingegen gestaltet sich etwas schwieriger, da die Vorstellungen wie Arbeit auszusehen hat zwischen Ann-Marie und uns sehr auseinander gehen. Planung ist nicht vorhanden, "Dokumentation", die man fuer Finanzacquisition braeuchte gibt es nur muendlich von Ann-Marie. Sie ist auch immer noch der Meinung, dass wir etwas zu HIV/AIDS machen sollten, waehrend wir ganz klar sehen, dass es im Moment wichtigere Dinge gibt, als ein komplett neues Fass aufzumachen.
Angefangen damit, dass es neuerdings eine Dachorganisation fuer NGOs gibt (NaMEP), die sich mit FGM beschaeftigt, und die gerade noch dabei ist sich zu konstituieren, und es da einfach organisatorisch noch einiges zu regeln gibt. Ausserdem verstehen sich die NGOs untereinander nciht sonderlich, so dass Sibylle und ich in 2 Wochen einen Workshop machen werden, der den Orgas das gemeinsame Ziel und den Nutzen vereinter Kraefte klarmachen soll. Dabei sollen sie auch spielerisch dahingefuehrt werden, zusammenzuarbeiten und das ganze dann in Diskussion verarbeitet werden.
Die andere grosse Aufgabe ist es fuer uns dann wohl Ann-Marie (und damit KAWDA, weil sie kaum Aufgaben delegieren will) dazu zu bringen, tatsaechliche Dokumentation durchzufuehren und sie vielleicht dazu zu bringen dass sie selbst Projektantraege stellen kann. Wahrscheinlich schaffen wir das aber nur wenn wir auch schaffen, sie dazu zu bringen, auch mal Aufgaben an andere faehige Leute abzugeben. Klingt nach einer Mammut-Aufgabe? Wird es wohl auch werden...
Auf jeden Fall ist es so, dass das Ganze shaking-hands-and-smile fuer die naechsten Wochen weiter durchgeplant ist, was Ann-Marie angeht, und wir da doch ein bisschen mehr Substanz reinbringen wollen. Heute haben wir versucht einen Plan fuer die naechsten Wochen zu erstellen (wo ich es eh noch fuer fraglich halte, dass der eingehalten wird) und mit den ganzen Sachen, die Ann-Marie mit uns vorhat, bleibt kaum Zeit fuer Eigeninitiative, so dass wir da schaetzungsweise noch was wegkuerzen muessen, und Ann-Marie meint immer noch dass wir auch was zu HIV/AIDS machen sollen...
Jetzt schauen wir mal wie das weiter geht.
Bilder kann ich leider erst beim naechsten mal hochladen. Das Netz is einfach zu langsam fuer die normale Bildgroesse, die die haben, und hier ist kein Programm zum bearbeiten auf dem PC.
Dienstag, 2. Oktober 2007
erste Arbeitstage und ein paar Beobachtungen
Inzwischen hat das Leben hier fuer uns tatsaechlich angefangen. Wir haben eine feste Bleibe, und auch unsere ersten organisatorischen Treffen hinter uns. Trotzdem wissen wir noch nicht so wirklich, woran wir jetzt arbeiten werden. Nur so viel, dass es vermutlich eher mit Frauenbeschneidung als mit HIV/AIDS zu tun haben wird.
Am Sonntag hab ich in der Kirche eine kleine Rede halten duerfen, was ich eher unangenehm fand, aber naja... werd ich mich wohl dran gewoehnen muessen. Wir wurden auf jeden Fall sehr herzlich willkommen geheissen und durften auch gleich noch eine Taufe miterleben. Am gleichen Abend haben wir auch noch einen kleinen Einblick in das "andere" Sierra Leone bekommen. Victoria, die als Sekretaerin bei KAWDA arbeitet hatte uns zum Essen zu ihrer Familie eingeladen. Das war eher ein relativ stattliches Anwesen und im Hintergrund lief der Fernseher, was hier nicht unbedingt eine Selbstverstaendlichkeit ist. Vor allem angesichts der Tatsache, dass Strom aus staatlichem Netz nicht vorhanden ist, und eigentlich ueberall wo Licht brennt, es durch Generatoren erzeugt wird. Es ist natuerlich auch irgendwie eine spannende Sache, mal in einer Hauptstadt unterwegs zu sein, deren Einwohnerzahl irgendwo zwischen 700.000 und 1.500.000 liegt, und trotzdem noch die Sterne sehen zu koennen.
Das ist natuerlich auch mit einer der Gruende fuer die grosse Begeisterung, die in dem Land nach den Wahlen zu spueren ist, jeder meint, dass sich jetzt bald etwas bewegen wird, da der Stillstand der vorherigen Jahre der alten Regierung zugeschrieben wird. Von Anspannung ist im Moment nicht viel zu spueren, auch wenn es immer wieder zu Diskussionen zwischen SLPP- und APC-Anhaengern kommt, da sich die SLPP-Leute bei den Wahlen uebergangen fuehlen.
Es gibt gerade mal 2 Fernsehsender, von denen einer ABC ist. Das Programm des SLBC wird immer wieder unterbrochen durch CNN-Meldungen ohne Ton, und besteht soweit uns erzaehlt wurde hauptsaechlich aus irgendwelchen Mitmachsendungen fuer Kinder. Das Hauptmedium fuer die Leute ist also das Radio, wo sie neben Musik auch aeusserst gespannt den europaeischen Fussball-Ligen folgen. Besonders spannend fand ich dabei, dass sie sich nicht fuer ein Team interessieren, sondern eher fuer die einzelnen (afrikanischen) Spieler. Es scheint dabei auch tatsaechlich zu Streitigkeiten zu kommen, welcher von den Spielern der Bessere ist.
Aeusserst interessant sind auch unsere Begegnungen auf der Strasse. Wir werden von wildfremden Leuten mit Handschlag begruesst, die Jungs schauen Sibylle ewig hinterher und kleine Kinder nehmen uns einfach mal so an den Haenden. Wenn wir dann tatsaechlich auch selber mal irgendwo einen Weissen sehen, geht es uns aber irgendwie auch nciht wirklich anders, wir gucken ihnen genauso hinterher... sie (und halt ebenso auch wir) fallen einfach auf. Es ist auf jeden Fall mal ein aeusserst interessantes Gefuehl, in der Rolle der ethnischen Minderheit zu sein, auch wenn das hier sicher anders aussieht als bei uns.
Am Sonntag hab ich in der Kirche eine kleine Rede halten duerfen, was ich eher unangenehm fand, aber naja... werd ich mich wohl dran gewoehnen muessen. Wir wurden auf jeden Fall sehr herzlich willkommen geheissen und durften auch gleich noch eine Taufe miterleben. Am gleichen Abend haben wir auch noch einen kleinen Einblick in das "andere" Sierra Leone bekommen. Victoria, die als Sekretaerin bei KAWDA arbeitet hatte uns zum Essen zu ihrer Familie eingeladen. Das war eher ein relativ stattliches Anwesen und im Hintergrund lief der Fernseher, was hier nicht unbedingt eine Selbstverstaendlichkeit ist. Vor allem angesichts der Tatsache, dass Strom aus staatlichem Netz nicht vorhanden ist, und eigentlich ueberall wo Licht brennt, es durch Generatoren erzeugt wird. Es ist natuerlich auch irgendwie eine spannende Sache, mal in einer Hauptstadt unterwegs zu sein, deren Einwohnerzahl irgendwo zwischen 700.000 und 1.500.000 liegt, und trotzdem noch die Sterne sehen zu koennen.
Das ist natuerlich auch mit einer der Gruende fuer die grosse Begeisterung, die in dem Land nach den Wahlen zu spueren ist, jeder meint, dass sich jetzt bald etwas bewegen wird, da der Stillstand der vorherigen Jahre der alten Regierung zugeschrieben wird. Von Anspannung ist im Moment nicht viel zu spueren, auch wenn es immer wieder zu Diskussionen zwischen SLPP- und APC-Anhaengern kommt, da sich die SLPP-Leute bei den Wahlen uebergangen fuehlen.
Es gibt gerade mal 2 Fernsehsender, von denen einer ABC ist. Das Programm des SLBC wird immer wieder unterbrochen durch CNN-Meldungen ohne Ton, und besteht soweit uns erzaehlt wurde hauptsaechlich aus irgendwelchen Mitmachsendungen fuer Kinder. Das Hauptmedium fuer die Leute ist also das Radio, wo sie neben Musik auch aeusserst gespannt den europaeischen Fussball-Ligen folgen. Besonders spannend fand ich dabei, dass sie sich nicht fuer ein Team interessieren, sondern eher fuer die einzelnen (afrikanischen) Spieler. Es scheint dabei auch tatsaechlich zu Streitigkeiten zu kommen, welcher von den Spielern der Bessere ist.
Aeusserst interessant sind auch unsere Begegnungen auf der Strasse. Wir werden von wildfremden Leuten mit Handschlag begruesst, die Jungs schauen Sibylle ewig hinterher und kleine Kinder nehmen uns einfach mal so an den Haenden. Wenn wir dann tatsaechlich auch selber mal irgendwo einen Weissen sehen, geht es uns aber irgendwie auch nciht wirklich anders, wir gucken ihnen genauso hinterher... sie (und halt ebenso auch wir) fallen einfach auf. Es ist auf jeden Fall mal ein aeusserst interessantes Gefuehl, in der Rolle der ethnischen Minderheit zu sein, auch wenn das hier sicher anders aussieht als bei uns.
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